Letztens hat ein britischer Komiker sein Publikum mit diesen Worten zum Applaus aufgefordert: „Bitte um einen großen Applaus für Frauen dafür, dass sie Jahr für Jahr Weihnachten organisieren!“

Ja, liebe Damen, wir sind Christkind. Wir sind Weihnachtszauber. Wir sind Christmas. Das hätten wir auch nicht gedacht. Denn Weihnachten zu organisieren ist nichts für schwache Nerven. Da vergisst man schon mal auf sich selbst.

Ganz ehrlich, ohne uns gäbe es doch wenig Weihnachtszauber. Denn was ist Weihnachtsatmosphäre? Das ist der Duft der Kekse, die wir gebacken haben, das sind die Lichter, Kerzen und Dekoration, die wir aufgehängt haben, das sind Zusammenkünfte, die wir organisiert haben, das ist unsere Wärme, mit der wir den Advent erfüllen. Ohne hier auch nur einen Mann ungerecht behandeln zu wollen, die Hauptlast trägt doch meist die Chefin.

Wenn du also quasi Christkinds Stellvertreterin bist, hast du es dir nicht verdient, besonders gut behandelt zu werden? Zum Schreiben dieses Artikels hat mich die Sitzung mit einer Klientin bewegt. Ich liebe diesen Moment, wenn sich Klienten aus der Hülle aus Nettigkeit und Höflichkeit herausschälen. Wenn echte Gefühle und ihre authentische Stimme langsam ans Licht drängen. Deine innere Wahrheit ist deine innere Wahrheit, du kannst sie dir schön reden, aber sie bleibt, wie sie ist. Und da sagt diese Klientin: „Ich habe Weihnachten so satt!!! Meine erwachsenen Kinder kommen samt Familie fürs ganze Wochenende und lassen sich von vorn bis hinten bedienen. Einerseits freue ich mich, ich liebe sie ja, aber ich bin die ganze Zeit nur grantig, weil es so stressig ist und danach bin ich vollkommen erledigt. Ich würde echt lieber mit meinem Mann wegfahren!“

Wenn sich unsere innere Wahrheit den Weg ans Licht gebahnt hat, kommt der Moment einer großen Entspannung, denn diese Wahrheit wirkt sehr heilend. Plötzlich rasten wir in uns selbst ein, etwas ist am richtigen Platz, das fühlt sich sehr befreiend an, selbst wenn die Wahrheit hässlich ist. Es heißt auch nicht, dass darauf eine Handlung folgen muss, allein das eigene Bedürfnis benennen zu können, ist befreiend.

Dann kam prompt das schlechte Gewissen, so wie es häufig passiert, wenn wir uns einmal trauen, etwas Unbeliebtes auszusprechen: „Aber das kann ich ja zu Weihnachten nicht machen. Ich meine, meine armen Enkelkinder, das kann ich denen nicht antun. Schließlich ist das ein Fest der Familie, das kann ich nicht machen.“

Doch wer einmal die Kraft der eigenen Authentizität gespürt hat, lässt nicht so schnell locker. So veränderte sich ihr Ton auch gleich wieder: „Es kann doch nicht allein meine Aufgabe sein, die Familie beisammen zu halten. Familie ist mehr als ein nettes Weihnachtsfest, das kann nicht von meiner Kraft allein leben. Ich fahre weg. Ich mache diese Art von Weihnachten nicht mehr mit.“

Es ist wirklich berührend zu beobachten, wie die Stimmen in uns kämpfen. Ob sie nun wirklich verreist, weiß ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass sie heuer die Aufgaben anders verteilen und der Familienzusammenhalt nicht mehr auf ihrem Rücken stattfinden wird.

Ich hatte irgendwie das Gefühl, diese Geschichte erzählen zu müssen. Ich dachte, möglicherweise geht es ein paar von euch ähnlich. Du liebst den Weihnachtszauber, und vergisst darüber hinaus vielleicht, dass es nicht okay ist, wenn er aus deinem Schweiß allein entsteht. Denn so zauberhaft all der Weihnachtstrubel auch sein mag – vieles davon ist einfach nur zusätzliche Arbeit. Und dann kommen noch Frauenmagazine mit so überflüssigen Ratschlägen, wie man im Advent chillen soll, zum Beispiel mit Meditation. Für die gestresste Weihnachtsorganisatorin bedeutet Meditation im Advent nur eines – einen zusätzlichen Punkt auf ihrer To-do-Liste.

Ich wünsche dir, dass auch du ein großes Stück der Wärme abbekommst, die du an alle Seiten so großzügig verteilst. Ich wünsche dir eine achtsame Adventzeit, in der du die Stimmung nicht nur organisiert, sondern auch genießt. Ich selbst bin ein absoluter Weihnachtsfreak. Ich weiß also, wovon ich rede. Von einer guten Balance zwischen dem, was man gerne hätte und dem, was wirklich möglich ist. Für mich persönlich gibt es nur zwei Wege, Weihnachten so richtig zu genießen.

Delegieren

Nicht nur in der Weihnachtszeit sehr empfehlenswert ist das Delegieren. Ich buchstabiere das Wort für euch/uns Damen, die Adventzeit ist eine wunderbare Gelegenheit, diese feine Sache zu üben, sie nennt sich:

D-E-L-E-G-I-E-R-E-N

Die meisten Frauen sind doch Weltmeister darin, Arbeit an sich zu reißen. Und sie soll nicht nur erledigt werden, das Ergebnis soll möglichst perfekt sein. Mit niemandem sind wir so streng wie mit uns selbst. Ich gebe dir einen Tipp: frage dich, ob du von einer Freundin auch so viel verlangen würdest wie du von dir selbst verlangst. Und würdest du es tun, wäre sie dann gern mit dir zusammen? Nein? Dann lass es bitte. Sei nett zu dir. Denn niemand wird dich besser behandeln, als du dich selbst behandelst. Und wenn, dann wirst du es nicht nehmen können. Gönn dir was. Und lass auch mal andere ran. Du musst der Umgebung beibringen, wie du behandelt werden möchtest. Auch wenn es nicht immer leicht fällt, es ist deine Aufgabe.

Reduzieren

Weihnachten sah nicht immer schon aus wie ein kitschiger amerikanischer Werbespot. Nichts steht dem Genuss mehr im Weg als eine fixe Vorstellung von dem, wie er auszusehen hat. Entspann dich. Mach dir ein Bier auf – ein ganz und gar unweihnachtliches Getränk, eine kleine Rebellion gegen Kitsch – und leg die Füße hoch. Es ist schließlich Advent, die Zeit der Wärme, Liebe, Achtsamkeit. All dies wird nicht von einer weiteren Lichterkette oder weiteren Keksart erzeugt. Dies sind Christkind sei Dank alles Dinge, die wir im Herzen tragen.

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Lass dein Herz sprechen, nicht Geschenke. Lass alles, was Stress macht, außen vor, sei lieber da. In deiner ganzen Präsenz, mit deiner ganzen Liebe. Schenk deinen Liebsten ein Lächeln, ein offenes Ohr, dein Dasein. Und vor allem – schenk es auch dir selbst. Sei nett zu dir. Das ist das Wertvollste, was wir einander schenken können. Machen wir den Advent zu einer Zeit voller Herzlichkeit und warmen Lächelns. Dann reicht für die Stimmung auch eine einzige Kerze aus.

Have yourself a merry little Christmas!