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Dieser Artikel ist für Frauen, die merken, dass sie immer weniger Geduld mit ihrer Umgebung haben. Frauen, die plötzlich keine Lust mehr haben, niedlich zu sein: für Frauen in kreativen Hormonzuständen, sei es PMS, Wechsel oder das langsame In-den-Wechsel-hineinschlittern. Denn die Schwierigkeit, die diese Zustände mit sich bringen, ist folgende: Wir hören auf, pflegeleicht zu sein.

Ja ja, alles lässt sich logisch erklären. Hormonumstellung, Biochemie, chemische Prozesse. Aber sind wir nicht ein bisschen mehr als das, was man greifen kann? Was ist, wenn diese Prozesse dazu dienen, dass die auf Bindung und Beziehung ausgerichtete Frau sich selbst etwas Raum verschaffen kann?

Die Welt in der Nussschale

Die emotionale Welt einer Frau ist unheimlich kompliziert. Jahre-, Jahrzehntelang schaffen wir es trotzdem, sie in eine winzige Nussschale hineinzupressen, um auf die Bedürfnisse unserer Umgebung Rücksicht zu nehmen. Während die meisten Männer doch gut in der Lage sind, ihre Lebenspläne mit einer Selbstverständlichkeit zu verfolgen, die uns unvorstellbar und oft genug verletzend erscheint, ist für uns ein wichtiges Kriterium unseres Glücks die Harmonie um uns herum. Für sie sind wir bereit, unsere Bedürfnisse auf Eis zu legen. Woraus auch immer diese Harmonie für die einzelne Frau bestehen mag – das Glück unserer Kinder, die Zufriedenheit unseres Partners, Chefs oder unserer Herkunftsfamilie. Während einer Hormonumstellung platzt diese Nussschale auf und die sich ergießenden Emotionen erschüttern unser kleines Universum. Plötzlich werden wir schwierig.

Dabei passiert oftmals nichts anderes, als was du bei deinem Partner die ganzen Jahre beobachtet hast. Er handelt seiner Laune und seinen Bedürfnissen entsprechend, seine Meinung ist der wichtigste Kompass für seine Handlungen. Die Hormonumstellung ist eine weise Einrichtung der Natur. Sie versetzt dich in einen solchen Hormonrausch, dass du anfängst, dir mit kleinen Explosionen Raum zu schaffen. Wenn deine Umgebung es gewohnt war, dass deine Bedürfnisse in eine Nussschale passen, erscheint das fürs erste ganz schön unverschämt. Du verstehst dich ja selber nicht. Wohin ist das nette umsorgende aufopfernde Geschöpf, das du mal warst, nur verschwunden? Sag adieu zu ihm und erlaube dir, ein normaler Mensch mit der ganzen Bandbreite an Emotionen und Bedürfnissen zu sein. Du bist schwierig? Welches normale menschliche Wesen ist es nicht?

OMG, ich bin nicht niedlich!

Entlasse dich aus der Pflicht, pflegeleicht sein zu müssen. Lass dir nicht erzählen, du seist schwierig, nur weil du aufgehört hast, berechenbar zu sein. Weil du plötzlich nicht mehr in der Lage bist, Friede, Freude, Eierkuchen zu spielen. Wer sagt, dass DAS deine Aufgabe ist? Willkommen im Gefühlschaos. Gefühle sind etwas Herrliches, selbst wenn es beunruhigende Gefühle sind. Sie machen dich lebendig. Die Natur hat nach dir gegriffen und dich aus dem Sumpf deines Daseins als eierlegende Wollmilchsau rausgezogen. Willkommen im Leben.

Was fällt dir spontan zum folgenden Bild ein:

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Auf der Seite, wo ich es runtergeladen habe, ist dieses Bild betitelt mit “crazy woman screaming”. Eine Frau, die schreit, gilt also als verrückt. Als hätten wir kein Recht auf Gefühle wie Wut. Wut ist aber eine angemessene Reaktion eines Menschen, dessen Bedürfnisse und Grenzen nicht respektiert werden. Sie steht uns zu. Wobei – unter uns – oftmals haben ja wir selbst dafür gesorgt, dass andere unsere Grenzen nicht wahrnehmen. Wir haben sie ja selbst nicht wahrgenommen. Unter Hormonbeschuss spüren wir sie plötzlich.

Hast du schon mal in diesem Zustand etwas ausgesprochen, was du dir schon ewig verkniffen hast? Sehr gut! Unterdrückte Unzufriedenheit ist natürlich nicht so explosiv, nein, freundlich und höflich nagt sie nur so im Leisen an Beziehungen, bis sich Gefühle der Leere, Entfremdung und Distanz einstellen. Diese hormonellen Explosionen sorgen manchmal dafür, dass dir schwierige Wörter leichter über die Lippen kommen. Das muss nicht angenehm sein. Aber vielleicht bringt es manchmal mehr, wahr und echt statt angenehm zu sein.

Was tun, wenn diese Zeit als belastend empfunden wird und man sich mit sich selbst nicht auskennt? Diese 3 Schritte können dir helfen, einen Hauch von Orientierung zu bekommen. Denn ich werde das Gefühl nicht los, dass in diesen Zeiten, wo wir so ganz unrund werden, sich auch etwas Echtes, Unterdrücktes aus der Tiefe an die Oberfläche zu graben versucht. Es könnte sich lohnen, da hinzuhören.

1. Gib dir selbst das Recht auf Veränderung.

Selbst wenn du auf wenig Verständnis in deinen Beziehungen stößt, jetzt geht es um dich. Du bist nicht verpflichtet, das zu bleiben, woran sich die anderen gewöhnt haben. Wer versucht, Veränderungen aufzuhalten, zahlt mit seiner Lebendigkeit drauf. Veränderungen verunsichern. Aber wer das Risiko scheut, geht das größte Risiko ein. Setz dich nicht unter Druck, immer so sein zu müssen, wie du immer schon warst und wie die anderen dich kennen.

2. Frage dich „Wer könnte ich sein?“

Dein Kopf ist voller Bilder von dem, was du sein solltest, während es deine Seele gerade woandershin zieht. Gib deinem Kopf und deiner Phantasie etwas Freiheit. Mal angenommen, du wärest nicht verpflichtet, dein altes Leben weiterzuführen – wer könntest du sein? Was für eine Frau könntest du sonst noch sein, wenn du nicht die wärest, die du bis jetzt immer warst? Jeder Mensch hat unzählige Eigenschaften, die in ihm schlummern. Manchen erlauben wir stärker zu wachsen, andere bremsen wir. Was schlummert sonst noch so in dir? Vielleicht will das auch mal raus?

3. Akzeptiere deine Bedürfnisse, selbst wenn du sie nicht verstehst

Die Herausforderung dieser Zeit besteht darin, herauszufinden, was du für dein Wohlergehen brauchst. In dieser Zeit melden sich unbekannte Seiten von dir, also werden es nicht unbedingt Bedürfnisse sein, die du so von dir kennst. Oder aber es sind ziemlich kindliche Bedürfnisse, die dich befremden, und für die du dich vielleicht sogar schämst. Nur keine Zensur, bitte. Alles darf sein. Was könntest du tun, um dir dieses Bedürfnis zu erfüllen?

Ja ja, ich weiß schon. Das größte Bedürfnis in dieser Zeit ist es manchmal, die eigene Haut abzustreifen und in eine andere zu schlüpfen. Wir fühlen uns nicht, wie wir uns fühlen möchten und unser Körper sieht auch nicht gerade so aus, wie er gefälligst aussehen sollte. Gönn dir diese Hexenzeit. Du musst nicht immer Püppchen sein. Ich frage mich manchmal, ob es diese Zustände auch gäbe, wenn es erlaubt wäre, die weibliche Power auszuleben. Wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der niemandem zum obigen Bild das Wort „verrückt“ einfällt. In der sich fähige ehrgeizige Frauen nicht einen Haufen Vorwürfe anhören müssten. In der unsere Bereitschaft, für andere da zu sein, wertgeschätzt und nicht beinhart vorausgesetzt werden würde. Dann müsste unsere Seele vielleicht nicht so kräftig rebellieren.

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Aber nur vielleicht. Was weiß ich denn schon. Ich bin auch gleich wieder lieb und versuche, möglichst harmlos auszusehen…