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Uuuh, was für dünnes Eis! Was ist schlechter, was ist guter Sex? Habe ich guten Sex, oder ginge es noch besser? Worüber will sie da eigentlich schreiben?
Nun ja, es beschäftigen mich Aussagen einiger Klientinnen (in meiner psycho-kinesiologischen Praxis wird offen und ehrlich gesprochen), aus denen sich für mich ein Bild ergibt, über das ich gerne mal laut nachdenken möchte.
Da die Menschen heute umtriebiger sind als früher, mehrere Beziehungen und somit auch mehrere Sexualpartner haben, gibt es erhöhte Vergleichsmöglichkeiten. Während man früher ein Leben lang neben dem gleichen Menschen lag und nur raten konnte, wie es die anderen treiben, bringt man heute mehr Erfahrung in die Beziehung ein. So kommt es, dass es immer mehr mutige Frauen gibt, die nach besserem Sex verlangen. Und leider immer wieder mit dieser Antwort abgespeist werden: „Alle anderen Frauen waren zufrieden.“
Das ist die Antwort darauf, wenn die aktuelle Partnerin versucht, dem neuen Mann ein bisschen Orientierung zu geben, was ihr gefällt und was sie sich wünscht. Und wir sprechen nicht von Wünschen wie 50 Shades of Grey. Wir sprechen von Dingen wie „sanfter“, „anders“, „längeres Vorspiel“ und Ähnliches. Der neue Mann ist überfordert. Die Frau ist überfordert. Es ist nicht einfach, diese Dinge zu kommunizieren. Die weibliche Sexualität ist kompliziert. Aus der Überforderung oder dem Frust heraus bekommt sie dann den Satz entgegen geschleudert „Vor dir hat sich noch keine beschwert“.
Es bleibt die Frage, waren die anderen zufrieden oder still?
Die nächste sich wiederholende Sache ist, dass sich Frauen zu Hause vor Sex „verstecken“. Sie lieben ihren Mann. Aber die Beziehung und /oder ihre sexuelle Beziehung bietet ihnen nicht den Rahmen, in dem Verlangen entsteht. Wie das Verstecken geht? Man lege sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Kind ins Kinderzimmer, dankbar, vom Kind gebraucht zu werden, bis der Mann eingeschlafen ist. Man bleibe länger auf, weil man zu tun hat, die Sendung zu Ende schauen will, etc. Bis er eingeschlafen ist. Oder – jetzt wird´s raffiniert, man schicke den Mann wohlmeinend weg. Er sollte doch wieder mal seine Freunde treffen oder Sport treiben. Und die Frau hat einen entspannten Abend. Die Raffinesse psychosomatischer Art ist es, Blasenentzündung oder Scheidenpilz zu bekommen. Dann ist erst mal Ruhe. (Das bedeutet natürlich nicht, dass diese Beschwerden immer auf sexuelle Probleme hinweisen.)
Warum machen diese Frauen das? Weil sie vielleicht selbst nicht sagen können, wie sie es bräuchten. Unsere Sexualerziehung besteht aus ein paar technischen Fakten in der Schule, ein paar getuschelten Erzählungen im Freundeskreis, Filmen, die die Phantasie des Drehbuchautors widerspiegeln, nicht die Realität, und der größten unversiegbaren Quelle – Pornos, wo ausschließlich der männliche Zugang zur Sexualität dargestellt wird. Wenn frau sich nicht traut, Zugang zu ehrlichen Informationen zu suchen, gerät sie sehr schnell in die Lage, dass sie ihren Körper nicht versteht, daher auch nicht kommunizieren kann, was sie braucht. Oder dass sie es kommuniziert, aber eine Antwort wie oben beschrieben bekommt. Jedenfalls sind die Chancen groß, dass sie glaubt, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Oder die Auffassung bekommt, dass Sex grundsätzlich etwas ist, dem sie nicht so viel abgewinnen kann.
Es tut Not, dass Frauen anfangen, ehrlich mit sich selbst zu sein. Das Gespräch zu suchen. Es tut Not, dass Männer wissen, dass sie, um guter Liebhaber zu sein, zwei Dinge mitbringen müssen – Wissen und Gefühl. Kein Wissen aus Pornos. Man kann schließlich auch keinen Bauernhof führen, nur weil man sich ein paar Heimatfilme angeschaut hat. Echtes Wissen über die weibliche Anatomie, Empfindsamkeit, Bedürfnisse. Aber ein technisch perfekt abgezogenes Vorspiel ist immer noch nicht das, worum es beim Sex geht – körperliche Kommunikation. Präsent sein, sich spüren, sich einlassen auf die Partnerin und ihr Gefühl lauten die Zauberworte. Glaub mir, eine Frau spürt genau, ob du wirklich „da“ bist, ob du dich wirklich einlässt, ob du präsent bist, wenn du sie berührst.

Liebe Christina,
DANKE für diesen Text!
Am liebsten würde ich dich jetzt zu mir nach Hause holen dass du mit meinem Mann sprechen kannst. Ich weiß, dass ich das selbst machen muss. Dein Text stärkt mir den Rücken. Danke. A.
Liebe A., das halte ich für keine gute Idee 😀
Den Mut zu finden, die richtigen Worte zu finden, ist ein Teil dieses Prozesses… Fang einfach ganz klein, ganz langsam an.
Ich wünsche Dir vom Herzen alles Liebe,
Christina